Futtertierzucht: Grillen

Futtertierzucht: Grillen # Von: Marcel K.

Futtertierzucht: Grillen

Futtertierzucht: Grillen

Marcel K.

Grillen sind bereits seit langem ein fester Bestandteil unter den gängigen Futtertieren im Hobby und weisen im Vergleich zu anderen Futterinsekten einen besonders hohen Proteingehalt (ca. 61%) sowie einen geringen Fettanteil (ca. 13%) auf1234. Obwohl Heimchen, Grillen und Co. auf Börsen oder im Fachhandel für Futtertiere erhältlich sind, müssen sie in der Regel vor der Verfütterung selbst noch einmal gut ernährt werden, um ihren Nährstoffgehalt zu steigern. Oftmals variieren auch Zustand und Vitalität der Tiere erheblich. Mit etwas Arbeit lassen sich Grillen jedoch auch gut zuhause züchten und vermehren, sodass man immer gut genährte Futtertiere von hoher Qualität zur Verfügung hat.

Abb. 1 Adulte Steppengrille, Weibchen.

Marcel K.

Die Steppengrille zählt zu den bekanntesten Futterinsekten im Hobby. Oftmals wird diese Art unter dem wissenschaftlichen Namen Gryllus assimilis angeboten. Studien haben jedoch gezeigt, dass in der kommerziellen Futtertierzucht mehrere sehr ähnliche Arten vertreten sind56. Im Vergleich zur Zucht von Heimchen weisen Steppengrillen einige mehr oder weniger relevante Vorteile auf: Die Tiere sind größer (Weibchen bis zu 30 mm, Männchen etwas kleiner), weniger sprungfreudig und zirpen deutlich leiser. Die folgende Anleitung lässt sich jedoch ebenso auf die Zucht von Heimchen übertragen.


Materialien #

Für die Zucht werden folgende Materialien benötigt:

Haltungsbox:

  • Transparente Plastikbox mit Deckel (ca. 30 x 25 x 25cm)
  • Metallgaze (Stück ca. 20 x 30 cm)
  • 1 L trockenes Bodensubstrat (Torf, Sand, ungedüngte Blumenerde etc.)
  • 1-2 Eierkartons
  • Handvoll unbehandelte Holzwolle
  • 1 Futterschale (z.B. Blumenuntersetzer Ø 8cm)
  • Stück Zellstoff bzw. Zewa

Eiablagebehälter:

  • 1 Heimchendose mit Deckel
  • Stück Metallgaze (ca. 9 x 9 cm)
  • 500 ml Torf oder ungedüngte Blumenerde

Brutbox:

  • 1 Brablast-Box 5L mit Deckel (mit Lüftungsfläche)
  • 1 Stück Zellstoff bzw. Zewa

Werkzeug:

  • Cuttermesser
  • Blechschere
  • Heißkleberpistole
  • Pipette

Haltungsbox vorbereiten #

Um die Haltungsbox vorzubereiten, schneidet man vorsichtig mit einem Cuttermesser eine große, rechteckige Fläche in den Deckel der großen Plastikbox. Der Ausschnitt sollte etwa 5-6 cm vom Rand entfernt sein. Anschließend wird ein passendes Stück Gaze mit einer Blechschere zugeschnitten und mit Heißkleber von unten auf den ausgeschnittenen Bereich des Deckels geklebt. Diese großzügige Lüftungsfläche sorgt nicht nur für eine gute Belüftung, sondern verhindert auch Feuchtigkeitsansammlungen und somit die Bildung von Schimmel und Geruch.

In die große Plastikbox wird eine dünne Schicht trockenes Substrat eingefüllt. Die Art des Substrats spielt eine untergeordnete Rolle und dient lediglich dazu, den Tieren einen Untergrund zum Laufen zu bieten. Im Anschluss werden Eierkarton und Holzwolle als Versteck- und Häutungsmöglichkeit in die Box gelegt. Ergänzt wird dies durch eine Futterschale. Da frischgeschlüpfte Larven etwas empfindlicher gegenüber Trockenheit reagieren, wird ein feuchtes Stück Zellstoff oder Zewa in der Futterschale platziert. Mittels Pipette kann diese dann je nach Bedarf nachbefeuchtet werden. Sind die Larven nach einigen Häutungen größer, wird der Zellstoff durch Nassfutter (Obst, Gemüse, Futtermischung) ersetzt.

Abb. 2 Eingerichtete Haltungsbox für Steppengrillen.

Marcel K.


Behälter zur Eiablage #

Wenn man mit adulten Grillen startet oder bereits adulte Tiere aus der Zucht hat, werden Weibchen nach der Paarung gezielt nach feuchtem Substrat suchen, um ihre Eier mittels Legebohrer abzulegen7 Um die Eier zu sammeln, erstellt man einen entsprechenden Behälter: Dazu wird eine Heimchendose randvoll mit feuchtem Torf gefüllt (gut andrücken zum Verdichten). Dann schneidet man mit einem Cuttermesser ein rechteckiges Loch in den Deckel der Heimchendose (mindestens 1-2 cm Abstand zum Rand lassen). Zwischen Deckel und Torfschicht legt man ein Stück Gaze und fixiert es mit dem Deckel. Die Gaze ermöglicht das Ablegen der Eier, verhindert jedoch, dass hungrige Artgenossen diese direkt wieder ausgraben und fressen. Es ist wichtig, den Tieren einen Zugang zum Substrat zu gewähren, beispielsweise in Form von Pappe oder Holzwolle, die am Rand des Behälters angebracht wird. Die Eiablage lässt sich besonders gut nachts beobachten. Da ein Weibchen bis zu 300 Eier legen kann, hat man in der Regel bereits nach 1-2 Tagen genug Eier für die nächste Generation. Bei längerer Verweildauer sollte darauf geachtet werden, dass das Eiablagesubstrat nicht komplett austrocknet und nicht zu schimmeln beginnt (z.B. durch Kot der Tiere auf der Oberfläche des Eiablagesubstrats).

Abb. 3 Brutbox (l), Eiablagebehälter (r.o), wenige Tage alte Steppengrillen-Larven (r.u.).

Marcel K.


Ausbrüten der Eier #

Im nächsten Schritt entfernt man den Deckel, die Gaze und den möglichen Kot der Elterntiere vom Eiablagebehälter und überführt diesen dann in eine Brablast-Box, die zuvor mit feuchtem Zewa ausgelegt wurde. Die Brutbox mit den Eiern sollte nun mindestens eine Woche warm stehen (tagsüber mindestens 25°C, nachts Zimmertemperatur). Dabei sollten Torf und Zewa konstant leicht feucht bleiben und gut belüftet werden. Es bietet sich an, die Brutbox nicht komplett mit dem Deckel zu verschließen, sondern diesen nur zur Hälfte abzudecken, um Kondenswasser und Schimmelbildung zu vermeiden. Nach ein bis zwei Wochen (abhängig von der Temperatur) schlüpfen die ersten Tiere. Kondenswasser im Behälter sollte nun auf jeden Fall vermieden werden, da die Larven daran haften bleiben und verenden. Zu Beginn kann man die Larven in der Brutbox für 3-4 Tage mit dünnen Apfelscheiben und Fischfutter anfüttern (in dieser Zeit schlüpfen in der Regel auch ein Großteil der Brut). Danach können die Tiere in eine vorbereitete Haltungsbox überführt werden, indem man den Eiablagebehälter aus der Brutbox nimmt und das gesamte Zewa mit den Larven in die Haltungsbox gibt. Später, wenn sich keine Larven mehr darin verstecken, kann das Zewa entfernt werden. Alternativ kann man noch den Eiablagebehälter mit dem Torf und den Eiern zusätzlich in die Haltungsbox geben, um mögliche Nachzügler zu erwischen.

Abb. 4 Steppengrillen-Ei (l) und frisch geschlüpfte Larve (r).

Marcel K.


Fütterung und Pflege #

Frisch geschlüpfte Larven können anfangs mit Fischfutterflocken sowie geschältem, unbehandeltem Obst und Gemüse (z.B. Apfel, Karotte, Süßkartoffel, etc.), das in dünne Scheiben geschnitten wird, gefüttert werden. Beides kann auf einem Stück Papier in der Haltungsbox platziert werden, zum einfacheren Auswechseln. Ab einer Größe von 5 mm können die Tiere dann auch regelmäßig mit Futtermischungen gefüttert werden. Es empfiehlt sich, immer mal wieder frisches Gemüse, Obst und Kräuter anzubieten, sowie Haferflocken, getrocknete Rinderlunge (sehr beliebt!), oder trockenes Katzen-, Hunde- oder Fischfutter bereitzustellen. Mit zunehmender Größe der Tiere steigt auch der Nahrungsbedarf. Erst im Adult-Stadium nimmt der Appetit wieder etwas ab. Die Entwicklung vom Ei bis zur Larve ist stark von der Temperatur und dem Nahrungsangebot abhängig, dauert jedoch im Schnitt zwei bis zweieinhalb Monate.

Reinigung #

Abhängig von der Anzahl der Tiere häuft sich mehr oder weniger Kot und Futterreste an, daher ist es nötig, den Behälter nach ca. 5 Wochen zu reinigen. Dazu gehört der Austausch von Bodengrund, Eierkarton und Holzwolle sowie das gründliche Auswaschen des Behälters. Man kann auch parallel eine zweite Haltungsbox vorbereiten, in die man die Tiere einfach umsetzt, um anschließend in Ruhe den verschmutzten Behälter zu säubern.

Verfüttern #

Die Verfütterung an Hundertfüßern kann sowohl mit lebenden als auch frisch abgetöteten adulten Grillen und Larven erfolgen. Letzteres ist jedoch in den meisten Fällen vorzuziehen, um das Risiko von Verletzungen zu minimieren. Grillen sind zudem Allesfresser und können insbesondere Plings oder sich häutenden Hundertfüßern, gefährlich werden, wenn sie sich zu lange im Terrarium aufhalten.

Steppengrillen lassen sich auch einfrieren, falls man mehr Tiere hat, als man zum jeweiligen Zeitpunkt frisch verfüttern kann. Des Weiteren bieten sie eine hervorragende Grundlage für Hundertfüßer-Futtermischungen.


  1. Mlček, J., Adámková, A., Adámek, M., Borkovcová, M., Bednářová, M., & Kouřimská, L. (2018). Selected nutritional values of field cricket (Gryllus assimilis) and its possible use as a human food. Indian Journal of Traditional Knowledge. ↩︎

  2. Rumpold, B. A., & Schlüter, O. (2015). Insect-based protein sources and their potential for human consumption: Nutritional composition and processing. Animal Frontiers, 5(2), 20-24. ↩︎

  3. Udomsil, N., Imsoonthornruksa, S., Gosalawit, C., & Ketudat-Cairns, M. (2019). Nutritional values and functional properties of house cricket (Acheta domesticus) and field cricket (Gryllus bimaculatus). Food Science and Technology Research, 25(4), 597-605. ↩︎

  4. Ververis, E., Boué, G., Poulsen, M., Pires, S. M., Niforou, A., Thomsen, S. T., … & Naska, A. (2022). A systematic review of the nutrient composition, microbiological and toxicological profile of Acheta domesticus (house cricket). Journal of Food Composition and Analysis, 104859. ↩︎

  5. Weissman, D. B., Gray, D. A., Pham, H. T., & Tijssen, P. (2012). Billions and billions sold: pet-feeder crickets (Orthoptera: Gryllidae), commercial cricket farms, an epizootic densovirus, and government regulations make for a potential disaster. Zootaxa, 3504(1), 67-88. ↩︎

  6. Weissman, D. B., Walker, T. J., & Gray, D. A. (2009). The field cricket Gryllus assimilis and two new sister species (Orthoptera: Gryllidae). Annals of the Entomological Society of America, 102(3), 367-380. ↩︎

  7. Bertram, S. M., & Rook, V. (2012). Relationship between condition, aggression, signaling, courtship, and egg laying in the field cricket, Gryllus assimilis. Ethology, 118(4), 360-372. ↩︎