Krankheiten

Krankheiten und sonstige Gesundheitsprobleme #

Prävention #

Den meisten gesundheitlichen Problemen beugt man durch optimale Haltungsbedingungen vor. Ausreichende Belüftung, passende Substratfeuchtigkeit oder Aufteilung in feuchte und trockene Bodenzonen und natürlich gute und ausgeglichene Ernährung. Dennoch kann man leider nicht allen Krankheiten vorbeugen und bekommt über Wildfänge auch gerne kleine Überraschungen ins Terrarium…

Anzeichen für Gesundheitsprobleme #

Ein gesunder Skolopender lebt meist tagsüber sehr versteckt und zurückgezogen. Entweder eingebuddelt in seinem Substrat oder unter bereitgestellten Versteckmöglichkeiten wie Korkrinde. Aber auch hier gibt es durchaus Ausnahmen, die auch tagsüber im Terrarium sichtbar sind. Darum ist es wichtig, dass man sein Tier und seine Verhaltensweisen kennt, um seinen Gesundheitszustand einzuschätzen.

Dennoch gibt es gewisse Anzeichen, die für ein Gesundheitsproblem sprechen:

  • verlangsamtes Verhalten, kein Flucht- oder Angriffsreflex bei Störung
  • Verfärbungen des Körpers oder Körperteilen - wobei dies auch auf eine anstehende Häutung hinweisen kann. Die Unterschiede muss man leider erkennenlernen.
  • Futterverweigerung über einen längeren Zeitraum - auch bei anstehender Häutung oder Eiablage möglich.
  • Einfallen von Körpersegmenten durch Dehydration
  • Ersichtliche Wunden oder fehlende Gliedmaßen.

Quarantäne #

Scheinbar kranke Tiere sollten zur besseren Beobachtbarkeit in Quarantäne gesetzt werden. Dazu eignet sich ein Terrarium mit keinerlei Einrichtung, vielleicht Küchen- oder Zeitungspapier als Bodengrund, einer Versteckmöglichkeit und einer Wasserschale. Durch diese Bedingungen kann man das Tier leichter beobachten und behandeln.

Wenn man einen großen Bestand hat, ist eine Quarantäne auch für Neuankömmlinge sinnvoll, damit man eventuelle Krankheiten nicht auf andere Tiere überträgt.

Verletzungen #

Verletzungen sind bei Skolopendern leider sehr häufig. Angefangen von Wildfängen, die eher ruppig eingefangen wurden, über Tiere, die sich einfach durch ihre ungestüme Art selber an Terrariendekoration verletzt haben hin zu Problemen bei der Häutung, die zu verlorenen Gliedmaßen führten.

Doch sind die meisten Verletzungen kein Problem. Abgerissene Beine oder Antennensegmente verheilen schnell und ohne das Zutun des Halters. Und mit kommender Häutungen regenerieren diese Körperteile auch wieder. Gleiches gilt für abgeworfene Schleppbeine von autonomen Arten wie Alipes oder Rhysida.

Schwerwiegender sind hingegen Verletzungen an Tergiten, Sterniten oder Pleuren. Diese können zwar auch bei einer Häutung wieder repariert werden, doch je nach Intensität der Verletzung besteht durchaus Lebensgefahr für den Hundertfüßer. Eine schnelle und einfache Hilfe für den Halter gibt es aktuell leider nicht…

Milben #

Schwerer Milbenbefall an S. polymorpha

Alessandro Tinella / @centipede_.tv

Skolopender scheinen im Vergleich zu anderen Terrarientieren besonders anfällig für Milben zu sein. Und die Haltungsform vieler Arten begünstigt diese kleinen Parasiten zusätzlich. Egal ob Wildfang, der mit Milben bereits in das Terrarium kam, oder durch Übertragung durch andere (Futter-)Tiere, kann die die schiere Anzahl der kleinen Spinnentiere für einen Hundertfüßer schnell zur Gefahr werden: Die Tracheenöffnungen können verstopft werden, und der Skolopender erstickt am Befall.

Im Frühstadium sieht man einen Milbenbefall zunächst am Kopf und an den Übergängen zwischen den ersten Tergiten. Bei einem schweren Befall können gar die kompletten ersten Tergite komplett von Milben befallen sein.


Die Behandlung von Milben an Hundertfüßern kann auf unterschiedliche Arten erfolgen:

  1. Die “old school” Behandlung ist ein Wattestäbchen getränkt in Spiritus oder ähnlichem Alkohol, mit dem man die Milben auf dem Skolopender betupft. Der Alkohol ist nicht schädlich für den Chitin-Panzer des Tieres, trocknet aber die Milben aus. Diese Methode sollte jedoch nur von erfahrenen Haltern in Betracht gezogen werden, da die Hundertfüßer auf diese Behandlung mitunter aggressiv reagieren könnten.
  2. Die einfachste Behandlung erfolgt mit Raubmilben der Gattung Hypoaspis miles. Diese Art findet mitunter auch im Garten Einsatz, um dort einem Milbenbefall Herr zu werden. Die Raubmilben fressen die parasitären Milben (und auch Springschwänze im Terrarium). Sobald sie jedoch keine Nahrung mehr finden, sterben sie einfach. Somit holt man sich keinen weiteren ungebetenen Gast ins Terrarium, sondern lediglich für die Dauer der Behandlung nützliche Hilfe.

Bei besonders schwerem Befall empfiehlt sich eine Quarantäne des betroffenen Tieres in einen Behälter mit Vermiculit, das mit Raubmilben angereichert ist, da dieses Substrat zusätzlich die Feuchtigkeit aus den Milben ziehen kann.

Derweil ein leichter Befall in wenigen Tagen beseitigt werden kann, kann ein schwerer Fall mitunter Wochen dauern.

Als Prävention für Milben empfiehlt sich eine gute Ventilation im Terrarium und eine Grundfeuchtigkeit, die dem Tier noch zuträglich, aber gleichzeitig nicht zu feucht ist.

Mykose #

Lethale Mykose an den Maxillipeden von S. morsitans

Christian Gehlen

Zu feuchte Haltung und Staunässe kann zu Mykose führen. Das ist eine Pilzinfektion, die sich durch schwarz verfärbte Stellen oder Körperteile bemerkbar macht. Gerade Beine können hier regelrecht abfaulen.

Obwohl es durchaus diverse Videos auf Youtube gibt, die eine Reinigung der befallenen Stellen zeigen, ist von solchen Aktionen eher abzuraten, weil man den Pilzbefall eh nur oberflächlich abschaben kann. Die bessere Alternative ist eine permanente Anpassung der Haltungsbedingungen, also Verringerung der Feuchtigkeit. Notfalls muss das Tier in Quarantäne auch komplett trocken gehalten werden - mit einer Trinkschale zur Wasseraufnahme versteht sich. Mit etwas Glück hat sich die Mykose bei der nächsten Häutung auch wieder erledigt - sofern die anderen Parameter wie Luft- und Bodenfeuchtigkeit denn weiterhin passen.

Das größte Problem ist ein Mykosebefall an den Mundwerkzeugen oder Maxillipeden. Dies hindert die Nahrungsaufnahme, wodurch der Skolopender verhungern kann. Auch hier kann man recht wenig machen, außer den zuvor genannten Änderungen der Haltungsparameter und die Erleichterung der Nahrungsaufnahme durch Totfutter.

Endoparasiten #

Kot von Scolopendra dehaani mit weißen Kügelchen

Marcel K.

Endoparasiten sind Parasiten, die sich innerhalb des Körpers von Hundertfüßern befinden. Das Thema ist komplexer und daher ein eigenes Kapitel auf dieser Seite.


Zur Erkennung und Behandlung von Endoparasiten

Darmverschluss #

Sichtbarer lethaler Darmverschluss bei Scolopendra cingulata.

Marcel K.

Ein Darmverschluss tritt auf, wenn der normale Durchgang von Nahrung und Flüssigkeiten durch den Darm blockiert ist. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, einschließlich Fremdkörper wie unverdauliches Material (z. B. Kokos-Humus) oder einen starken Befall von Endoparasiten. Symptome eines Darmverschlusses zeigen sich unter anderem in Trägheit und Aufgedunsenheit der hinteren Körpersegmente. Dabei bewegen sich die letzten Beinpaare kaum noch und werden eher “hinterhergezogen”. In einigen Fällen erkennt man auch äußerlich einen Verschluss oder einen Fremdkörper, der den Anus verstopft. Ein Darmverschluss führt in den meisten Fällen zum Tod des Tieres und lässt sich nur durch eine gesunde Ernährung sowie die Verwendung geeigneten Bodengrundes vorbeugen.



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