Äußere Anatomie

Äußere Anatomie #

An dieser Stelle wird nur auf die externe Anatomie von Skolopendern eingegangen, da die interne Anatomie sehr komplex und meist für den Hobby-Halter wenig relevant ist. Wer sich für weitere Details zur externen und internen Anatomie interessiert, dem sei Rosenberg “Die Hundertfüßer” nahegelegt.

Körper #

Scolopendra dorsal

Scolopendra Dorsalansicht

Skolopender haben einen schlanken bis mäßig gedrungenen Körper, der sich in im Verhältnis zwischen Länge zu Breite zwischen Lithobiomorpha und Geophilomorpha befindet. Die kleinsten Arten sind ca. 10mm, derweil die größten Arten deutlich über 30cm werden können. Die Anzahl von Segmenten und Beinpaaren ist konstant. Die meisten Skolopender haben 21 Beinpaare. Dabei entspringt aus jedem Körpersegment ein Beinpaar, was den Unterschied zu den Diplopoda ausmacht, die verbundene Segmente haben, aus denen jeweils 2 Beinpaare entspringen.

Auf der Rückseite schützen Tergite (Rückenplatten) einen Skolopender. Auf der Bauchseite die Sternite (Brustplatten). Sowohl Tergite wie auch Sternite sind aus einem harten Chitin-Panzer und somit unbeweglich. Darum müssen sich Hundertfüßer häuten um zu wachsen.

Seitlich werden Tergit und Sternit durch die Pleura verbunden. In dieser flexiblen Hautschicht befinden sich auch die Stigmen. Dies sind Öffnungen in das Tracheen-System, mit dem ein Skolopender atmet. Diese Öffnungen kann mit “Ventilklappen” verschlossen und eher dreieckig geformt (Scolopendrinae) oder ohne Klappen und eher oval bis rund sein (Otostigminae).


Kopf #

Skolopendra Dorsalansicht Kopf

Der Kopf eines Skolopenders besteht aus dem dorsalen Kopfschild und den ventralen Clypeus (Stirnplatte) und dem Kopfpleurit. Vorne befinden sich die Antennen, deren Grundglieder häufig kahl sind. Meist bestehen die Antennen aus 17 kugelförmigen Gliedern. Seitlich vorne, etwas hinter den Antennen, befinden sich die 4 Ocellen (Augen).


Skolopendra Ventralansicht Kopf

Ventral befinden sich am Kopf die Mandibeln (zum Mundwerkzeug umgewandeltes 3. Beinpaar) und Maxillen (Mundwerkzeuge). Diese sind meist von den Maxillipeden (Kieferfüße) überdeckt. Diese vermeintlichen Mundwerkzeuge sind umgewandelte Beine, in denen auch die Giftdrüsen von Skolopendern sitzen. Ein “Biss” ist eigentlich kein Biss im wörtlichen Sinne, sondern ein “Greifen” mit den Giftklauen.

Die Maxillipeden werden nicht zu den Beinpaaren gezählt.


Mehr über die Giftklauen und das Gift von Skolopendern

Beine #

Schleppbeine dorsal

Die Laufbeine entspringen aus der Coxopleura (Hüft-Pleura). Das erste Segment nach der Coxa (Hüfte) ist das Prefemur, gefolgt von Femur, Tibia (Schienbein), Tarsus (Fuß) und Pretarsus, an dem die Klauen ansetzen. Neben der Klaue gibt es noch den Klauensporn, der parallel zur Klaue aus dem Pretarsus entspringt.

Neben den 20 Laufbeinen haben Skolopender als 21. Beinpaar die sogenannten Schleppläufe oder Endbeine, die nicht zur Fortbewegung dienen. Sie erfüllen andere Zwecke, wie Feindabwehr oder auch Kommunikation in der Paarung. Manche Arten verfügen über sogenannte Autonomie und können die Schleppbeine bei Bedrohung abwerfen oder Stridulationsgeräusche damit verursachen.


Schleppbeine ventral

Am letzten Körpersegment haben Skolopender ein verhärtetes Coxolpleura mit langgezogenen Fortsätzen, den Coxopleurenfortsätzen. Diese können mitunter eine Bedornung aufweisen, die für die Artbestimmung wichtig ist.


In der Vergangenheit wurden oft unterschiedliche Begriffe in den Artenbeschreibungen verwendet, die zuweilen ungenau, falsch oder irreführend waren. Auch waren viele der ersten Artenbeschreibungen lediglich auf deutsch verfasst. Innerhalb der englischen Wissenschaften wurden deswegen einige Begriffe als Empfehlung harmonisiert.1

Fotos von anatomischen Details #

Ocelli #

Ocelli

Ocelli von Scolopendra subspinipes

Marcel K.

Die Punktaugen von Scolopendra subspinipes.

Antennen #

Antennen

Antennen von Scolopendra subspinipes

Marcel K.

Antennen von Scolopendra subspinipes. Man erkennt deutlich die kahlen Segmente in Richtung Kopfplatte, und die behaarten Segmente weiter entfernt vom Körper.

Maxillipeden #

Maxillipeden

Antennen von Scolopendra gigantea

Alessandro Tinella / @centipede_.tv

Maxillipeden und Zahnplatte von Scolopendra gigantea.

Tergite #

Tergite

Tergite von Scolopendra subspinipes

Marcel K.

Tergite von Scolopendra subspinipes.

Prefemuralbedornung #

Prefemuralbedornung

Prefemuralbedornung von Scolopendra subspinipes

Marcel K.

Prefemuralbedornung von Scolopendra subspinipes.

Prefemuralbedornung

Prefemuralbedornung von Ethmostigmus trigonopodus

Christian Gehlen

Prefemuralbedornung und Coxopleuralfortsätze von Ethmostigmus trigonopodus.

Stigmen #

Stigmen

Stigmen von Ethmostigmus trigonopodus

Christian Gehlen

Pleuren und Stigmen von Ethmostigmus trigonopodus. Man erkennt die fehlenden Klappen und die eher ovale bis runde Form der Öffnungen.

Stigmen

Stigmen von Scolopendra cingulata

Christian Gehlen

Pleuren und Stigmen von Scolopendra cingulata. Die Stigmen sind eher dreieckig und haben klappenarrtige Umrandungen.

Funktion der Schleppläufe #

Die Schleppläufe von Skolopendern dienen nicht der Fortbewegung und haben verschiedene andere Funktionen.

Distraktion: Die federförmigen Hinterläufe der Gattung Alipes können mitunter zur Stridulation (Lauterzeugung) verwendet werden, und Arten der Gattung Rhysida verfügen über Autonomie und können die letzten Beine abwerfen, um Fressfeinde dadurch abzulenken. Aus der Gattung Scolopendra ist bekannt, dass die Tiere zuweilen die Schleppläufe aufstellen, und damit in Drohhaltung gehen2.

Verankerung und Klettern: Das mitunter populärste Beispiel liefert sicherlich Scolopendra gigantea, der sich mit den Schleppläufen kopfüber von Höhlendecken hängen lässt, um Fledermäuse im Flug zu erbeuten3. Aber auch bei anderen Arten wie Scolopendra subspinipes oder Scolopendra dehaani wurde dieses Verhalten beobachtet2.

Kommunikation: Während es Paarungsrituals wwerden die Schleppläufe auch zur Kommunikation zwischen den Geschlechtern verwendet2.

Täuschung: Bei manchen Arten wie Scolopendra heros sind die ersten und letzten Körpersegmente gleich gefärbt. Hier kann der Skolopender mit den Schleppläufen seinen “Kopf” vortäuschen und hat gegenüber Fressfeinden so einen Angriffsvorteil2.