Subspinipes-Komplex

Subspinipes-Komplex # Von: Christian Gehlen

Christian Kronmüller hat 2012 den Subspinipes-Komplex aufgeräumt. Die Unterarten wurden neu betrachtet und bewertet. Als Ergebnis ist Scolopendra subspinipes ohne Unterarten; zwei Unterarten wurden in den eigenen Artenbestand erhoben, zwei Unterarten wurden synonymisiert. In dieser Betrachtung wurden bereits zuvor getätigte Synonymisierungen weiter klassifiziert.1

Alte UnterartNeue ArtNeueinordnung
Scolopendra subspinipes cingulatoidesScolopendra dawydoffi2012, Kronmüller
Scolopendra subspinipes dehaaniScolopendra dehaani2012, Kronmüller
Scolopendra subspinipes fulguransScolopendra subspinipes2012, Kronmüller
Scolopendra subspinipes gastroforeataScolopendra subspinipes2010, Lewis
Scolopendra subspinipes japonicaScolopendra japonica2012, Kronmüller
Scolopendra subspinipes multidensScolopendra multidens2003, Chao & Chang
Scolopendra subspinipes mutilansScolopendra subspinipes2010, Lewis
Scolopendra subspinipes piceoflavaScolopendra subspinipes2012, Kronmüller

Kronmüller begründet seine Synonymisierungen in der weiten Verbreitung und Variabilität von Scolopendra subspinipes. Es gibt keine geografischen oder taxonomischen Details, die eine eindeutige Zuordnung zu Unterarten zulassen würden.1

Auch wenn Lewis (2010) Scolopendra dehaani gewisse morphologische Charakteristika von Scolopendra subspinipes zuschreibt, folgten molekulare Untersuchtungen von Siriwut et al. (2015) und Domenech et al. (2018), die den Artenbestand festigen.2

Maximum Likelihood (ML) Darstellung des DNA-Barcodings von Philippinischen Scolopendra-Arten

Maximum Likelihood (ML) Darstellung des DNA-Barcodings von Philippinischen Scolopendra-Arten

Darstellung gemäß Domenech et. al. 2018

Probleme der Neuordnung des Subspinipes-Komplexes #

Chilobase ist die größte taxonomische Datenbank für Hundertfüßer.3 Diese Datenbank wird von Freiwilligen unentgeldlich in ihrer Freizeit gepflegt. Darum ist der Datenbestand nicht immer aktuell; Laut Homepage stammt die letzte Aktualisierung vom 1. Januar 2016 und es sind nicht alle Änderungen zu außereuropäischen Arten wurden bis zu diesem Zeitpunkt eingepflegt. Schätzungsweise ist der Datenbestand vollständig bis 2013 und seither lückenhaft.4

Dennoch ist diese Datenbank für viele Forschungen die erste Anlaufstelle für taxonomische Informationen und entsprechende Referenzen.

Der aktuelle Datenbestand (02.01.2024, 14:00 Uhr) besagt für Scolopendra subspinipes noch 8 valide Unterarten, die durch Kronmüller und Lewis/Schileyko mittlerweile aufgelöst wurden. Aktuell ist anzunehmen, dass diese Datenquelle für Diskrepanzen in aktuellen Studien und weiteren taxonomischen Behandlungen verantwortlich ist.

Screenshot von Chilobase. 02.01.2024 14:30 Uhr

Screenshot von Chilobase. 02.01.2024 14:30 Uhr

Chilobase

Auswirkungen der Inkonsistenz in Wissenschaft und Hobby #

Zunächst stellt die Neuordnung des Subspinipes-Komplex viele bisherige Giftstudien und Stichberichte in Frage. In vielen Berichten wird lediglich von “Scolopendra subspinipes” geschrieben, ohne auf die genaue Unterart einzugrenzen. Darum ist heute durchaus fraglich, welche Art für den tödlichen Stichunfall auf den Philippinen verantwortlich war.5 Gleichsam sollten neuere Forschungen um Giftbestandteile wie Ssm Spooky Toxin aus “Scolopendra subspinipes dehaani”6 oder “Scolopendra subspinipes mutilans”7 neu eingeordnet werden.

Im Hobby bringt die Inkonsistenz des ehemaligen Subspinipes-Komplexes lediglich Verwirrung, dafür allerdings große Verwirrung. Auch heute noch wird Scolopendra dehaani als “Scolopendra subspinipes dehaani” oder schlicht “Scolopendra subspinipes” gehandelt. Auch sind Arten wie “Scolopendra mutilans” oder “Scolopendra piceoflava” immer noch im Umlauf, obschon sie eigentlich allesamt unter Scolopendra subspinipes synonymisiert sind.

Anmerkungen zu ehemaligen Mitgliedern des Subspinipes-Komplexes #

Scolopendra dawydoffi #

Ursprünglich Scolopendra subspinipes cingulatoides, weil diese Art dem europäischen Scolopendra cingulata ähnlich sieht, wurde nach dem Erstbeschreiber benannt. Dies geschah, um Homonymität mit Scolopendra cingulatoides zu vermeiden, die 1881 von Kohlrausch bereits als Synonym für Scolopendra cingulata neu klassifiziert wurde.1

Scolopendra dehaani #

Die Abgrenzung von Scolopendra dehaani zu anderen (ehemaligen Unter-)Arten von Scolopendra subspinipes erfolgt durch die Abwesenheit von ventralen Dornen an der Prefemur der Schleppbeine. Dieses Merkmal ist stabil und erlaubt eine Einordnung von Scolopendra dehaani als eigenständige Art1.

Scolopendra japonica #

Lewis hat bereits zuvor die Arten Otostigmus puncticeps und Otostigmus politoides dem Scolopendra subspinipes-Komplex zugeordnet. Allerdings geschah dies nicht unter Berücksichtigung der Unterarten. Kronmüller ordnet diese beiden Arten Scolopendra japonica zu.1

Scolopendra subspinipes mutilans #

Scolopendra subspinipes mutilans (L. Koch, 1878) wurde bereits mit Scolopendra subspinipes gastroforeata (Muralewicz, 1913) zu Scolopendra subspinipes subspinipes synonymisiert (Schileyko 2001, 2005, Lewis 2010). Entsprechend wurden diese beiden Arten nicht von Kronmüller berücksichtigt.1

Scolopendra subspinipes gastroforeata #

Scolopendra subspinipes gastroforeata (Muralewicz, 1913) wurde bereits mit Scolopendra subspinipes mutilans (L. Koch, 1878) zu Scolopendra subspinipes subspinipes synonymisiert (Schileyko 2001, 2005, Lewis 2010). Entsprechend wurden diese beiden Arten nicht von Kronmüller berücksichtigt.1

Scolopendra multidens #

Scolopendra multidens wurde 2003 von Chao & Chang in den eigenen Artenbestand erhoben. Abrenzungsmerkmale zu Scolopendra subspinipes sind fehlende Gonopoden bei männlichen Tieren und eine starke Punktuierung der Kopfkapsel.1