Einsteiger

Einstiegshilfe in die Terrarienhaltung von Skolopendern #

Einstieg in die Terrarienhaltung von Skolopendern #

Auch ohne Vorerfahrung kann man erfolgreich in die Terrarienhaltung von Skolopendern einsteigen. Mit dem richtigen Willen zum Lernen und einem respektvollen Umgang mit den Tieren steht einem gelungenen Start nichts im Weg – sei es mit einer Vogelspinne oder eben einem Skolopender.

Selbst bei der Wahl einer aggressiveren ist der Schlüssel Respekt und verantwortungsbewusster Umgang. Ein sicheres Terrarium und die Beachtung grundlegender Sicherheitsregeln machen die Haltung von beispielsweise Scolopendra dehaani machbar. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass jeder Hundertfüßer seine eigenen Herausforderungen mitbringt. Ob Temperaturanforderungen für den “Malaysian Jewel”, das Simulieren von Jahres- und Regenzeiten für Scolopendra cingulata oder die Einrichtung semiaquatischer Parameter für Scolopendra paradoxa – jede Art erfordert spezifisches Know-how und Aufmerksamkeit.

Gifttiere und Handling #

Skolopender sind karnivore Jäger. Entgegen populärer Annahme haben sie jedoch keine Giftzähne, sondern ihr erstes Beinpaar ist zu Giftklauen umgewandelt, den sogenannten Maxillipeden. Mit diesen Klauen injizieren sie einen Giftcocktail in ihre Beute, der unterschiedliche Aufgaben erfüllt, von der außerkörperlichen Verdauung durch Enzyme hin zu Lähmung und Tötung der Beute. Insgesamt ist die Giftwirkung und -zusammensetzung noch wenig Erforscht. Einen kleinen Eindruck in den bisherigen Wissensstand findet man unter Toxizität.

Aus diesem Grund sollte man immer Vorsicht beim Handtieren im Terrarium wahren und die Tiere niemals mit der bloßen Hand berühren oder gar hochheben. Auch wenn man in sozialen Medien wie Tiktok oder Instagram immer wieder Bilder und Videos vom “Handling” sieht, kann das schnell böse Enden, da die Tiere sehr schnell sind, und die Auslöser für einen Stich immer unbekannt sind.

Auch für Arbeiten im Terrarium, beispielsweise Darreichung von Futter oder Reinigung, sollte man immer auf Hilfsmittel wie Pinzetten zurückgreifen. Wenn man ein Tier in ein neues Terrarium umsetzen will, bietet sich meist eine Heimchendose oder eine kleine Plastikbox an, in die man das Tier mit der Pinzette führt und anschließend verschließt. Auch empfiehlt sich ein Umsetzen vom alten in das neue Terrarium innerhalb einer großen Plastikbox oder der Badewanne vorzunehmen. Sollte der Skolopender beim Umsetzen abhauen, kann er so wenigstens nicht in die Wohnung entkommen.

Auswahl des Terrariums #

ReptiPlanet Terrarium

ReptiPlanet Terrarium

Insektenliebe.de

Skolopender sind richtige Ausbruchskünstler! Sie können sich durch den schmalsten Spalt an Türen oder Belüftungen von Terrarien zwängen. Und gerade größere Arten haben auch nur wenige Probleme Falltüren hochzudrücken. Auch scheinen die Tiere sehr motiviert, Belüftungsflächen mit ihren Maxillipeden zu bearbeiten, um sich einen Ausweg aus dem Behälter zu fressen. Darum sollte man bei Terrarien für Hundertfüßer deutliches Augenmerk auf Ausbruchssicherheit und Stabilität legen!

Derweil erfahrene Halter das Verhalten ihrer Tiere kennen und einschätzen können, und somit durchaus bewusst Terrarien mit Schwingtüre wählen können, sollte man als Anfänger definitiv ein Terrarium wählen, welches einen Schiebedeckel besitzt, am besten mit Verschluss, damit dieser einrastet und nicht durch das Tier selber geöffnet werden kann. Früher musste man für diese Anforderung Aquarien umbauen, heute bieten kommerzielle Hersteller fertige Terrarien an, beispielsweise ReptiPlanet.

Sollte man kein Glassterrarium für die Unterbringung wählen, etwas aus Gewichtsgründen, oder weil der Skolopender noch im Wachstum ist, und noch nicht die passende Größe für sein finales Terrarium erreicht hat, so bieten sich Plastikdosen mit fest verschließendem Deckel, wie etwa die bekannten BraPlast-Dosen, oder mit Verschlussclips für den Deckel an.

Mehr Informationen zur optimalen Größe und den Anforderungen an ein Terrarium für Skolopender.

Fütterungsintervalle und Futterauswahl #

Die Frage nach dem Fütterungsintervall wird oft gestellt. Leider kann man keine pauschale Antwort dazu geben, hängt diese von unterschiedlichen Faktoren ab: Wachstumsstadium des Skolopender, verwendetes Futter oder gar saisonales Klima.

Gerade junge Skolopender sind im Wachstum und benötigen mehr Nährstoffe. Einen Pedeling kann man durchaus mehrfach die Woche füttern. Adulte Tiere können hingegen nach einer ausgiebigen Mahlzeit auch schon mal mehrere Wochen das Fressen verweigern.

Sollte man eine Art halten, die eine aktive Temperaturabsenkung in den Wintermonaten benötigt, senkt dies natürlich auch den Stoffwechsel der Tiere. In dieser Zeit werden die Hundertfüßer deutlich weniger fressen, als in warmen Monaten.

An dieser Stelle muss man etwas Gespür für sein Tier bekommen. Dazu kann man Futter darreichen, sollte dies nicht innerhalb eines Tages angenommen werden, sollte man das Futtertier auch wieder aus dem Terrarium entfernen. Manche Arten gehen Abends aktiv auf Beutezug. Sollte man dieses Verhalten beobachten, kann man auch gerne außerhalb des normalen Fütterungsintervalls neues Futter anbieten.

Auch wenn Skolopender einen schlechten Ruf als gierige Allesfresser haben, eignen sich manche Futtertiere besser als andere. Beispielsweise große Schabenarten mit kräftigen Beinen und starken Bedornungen an diesen, bieten mehr Verletzungsrisiko als notwendig. Auch das effektreißerische Verfüttern von lebenden Wirbeltieren wie Mäusen sollte man unterlassen. Zum einen kann eine lebendige Maus auch einen Hundertfüßer verletzen. Zum anderen ist das Verfüttern von lebenden Wirbeltieren in Deutschland auch verboten.

Eine Übersicht von Futtermöglichkeiten findet sich in der Unterseite zu Futter.

Einstieg mit juvenilen Skolopendern: Pedelings #

Pedeling von Ethmostigmus pygomenasoides

Pedeling von Ethmostigmus pygomenasoides in Filmdose

Jungtiere sind eine gute Möglichkeit, um günstig einen Skolopender zu erwerben, und ihm bei seinem faszinierenden Wachstumsprozess zu begleiten. Leider sind Nachzuchten immer noch eine Seltenheit. Zum einen sind Hundertfüßer nicht so verbreitet wie andere Terrarientiere. Und noch weniger Leute machen sich die Mühe der aufwendigen Geschlechtsbestimmung und Verpaarung.

Dennoch findet man gelegentlich Nachzuchten, entweder aus Hobbyverpaarung oder durch befruchtete Wildfänge. Die Kosten für solche Jungtiere variieren stark, je nach Seltenheit der Tiere im Hobby.

Allerdings ist die Aufzucht von Skolopendern zuweilen ein frustrierendes Unterfangen. Scheinbar haben die Pedelings eine relativ hohe Sterblichkeitsquote, auch wenn alle Rahmenbedingungen stimmen. Häutungsprobleme können zusätzlich passieren. Und je nach Schwierigkeit bei der Häutung, gehen nicht nur einzelne Laufbeine oder Antennensegmente verloren - die glücklicherweise nach der nächsten Häutung nachwachsen - sondern wenn es zu Problemen an den Giftklauen kommt, kann der Hundertfüßer auch daran verenden.

Doch das soll nun niemanden abschrecken mit Pedelings in das Hobby einzusteigen! Man sollte sich lediglich bewusst sein, dass die Aufzucht von jungen Skolopendern durchaus frustrierend sein kann, und Tiere schon mal ohne ersichtlichen Grund versterben. Im besten Fall wird man jedoch damit belohnt, dass man sein Tier aufwachsen sieht und viele Jahre Spaß an seinem Schützling haben kann.

Um die Gefahren für den jungen Hundertfüßer durch Verletzungen durch Futtertiere zu minimieren, empfehlen wir das Verfüttern von toten Futtertieren.

Geeignet Arten für den Einstieg in die Skolopenderhaltung #

Prinzipiell kann man mit jeder Skolopenderart in das Hobby einsteigen, auch wenn man zuvor keinerlei Erfahrung in der Terraristik hat. Man sollte sich vorher nur über die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Art informieren und gerade als Neuling deutlich mehr Vorsicht und Respekt vor dem Tier walten lassen. Mit der Zeit bekommt man dann recht schnell ein gutes Gespür für Details wie Fütterungsintervalle und das Temperament des Schützlings.

Dennoch sind einige Arten besonders empfehlenswert für den Einstieg in die Terrarienhaltung von Hundertfüßern.

Scolopendra cingulata #

Scolopendra cingulata

Scolopendra cingulata aus Athen

Der europäische Riesenläufer, so der Trivialname von Scolopendra cingulata, ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Man findet die Art im europäischen Südland, mittlerweile sogar in Österreich und Ungarn, sowie dem westlichen Asien und nördlichen Afrika. Durch die weite Verbreitung finden sich immer wieder Wildfänge bei einschlägigen Händlern oder auf Terraristikbörsen. Auch wurde die Art schon in Gefangenschaft nachgezüchtet, was sie insgesamt gut verfügbar macht.

Die weite Verbreitung sorgt für eine vielzahl an morphologischen Variationen. Es gibt verschiedene Färbungen und Farbmuster und auch die Größe variiert je nach Herkunft. So sind die kleinsten Arten ca. 8cm lang, derweil die größten Wildfunde bis zu 15cm werden. Tiere in Gefangenschaft erreichten sogar deutlich über 18cm.

Insgesamt mögen Scolopendra cingulata trockenes und warmes Klima. Durch ihre mediterrane Herkunft ist die Art allerdings auch an kältere Winterperioden gewöhnt und benötigt diese sogar für eine erfolgreiche Verpaarung und Nachzucht. Je nach Herkunft empfiehlt sich ein Blick auf die entsprechenden Klimadaten, damit man die notwendige Temperaturabsenkung in den Wintermonaten gewährleisten kann. Einige Arten lassen sich aber durchaus permanent bei plausibler Zimmertemperatur halten.

Scolopendra morsitans #

Scolopendra morsitans

Scolopendra morsitans

Scolopendra morsitans ist eine kosmopolitische Art, die in allen subtropischen und tropischen Regionen vorkommt. Allerdings findet sie sogar Verbreitung in mediterranen Gebieten und teilt sich zuweilen die gleichen Habitate wie Scolopendra cingulata, beispielsweise in der Türkei findet man beide Arten.

Entsprechend sind Scolopendra morsitans anpassungsfähig und robust in der Haltung. Lediglich bei zu viel Feuchtigkeit in Luft und Substrat neigt die Art gerne zu Mykose, weswegen man sie etwas trockener halten sollte.


Ethmostigmus pygomenasoides #

Ethmostigmus pygomenasoides

Ethmostigmus pygomenasoides

Aktuell sind viele Wildfänge von Ethmostigmus pygomenasoides im Umlauf. Oftmals werden jedoch andere Handelsnamen angegeben, von simpel Ethmostigmus trigonopodus oder Ethmostigmus pygomenasoides hin zu “Ethmostigmus Niger” oder “Ethmostigmus Orange Legs”. Taxonomisch ist es jedoch eine ehemalige Unterart von Ethmostigmus trigonopodus, die den Namen trägt, weil sie dem Indischen Ethmostigmus pygomegas ähnlich sieht. Mittlerweile wurde die Art allerdings in den eigenen Artenstand erhoben. Viele der Wildfänge kommen bereits befruchtet in das Hobby, sodass es auch eine solide Zahl an Nachwuchs gibt. Weiterhin wurde die Art auch schon erfolgreich im Hobby nachgezüchtet, sodass man aktuell eine stabile Verfügbarkeit hat, und die Art recht erschwinglich ist.

Ethmostigmus pygomenasoides ist in weiten Teilen Afrikas verbreitet und kommt in unterschiedlichen Klimazonen vor. Entsprechend robust sind sie auch gegen kleinere Haltungsfehler. Man kann die Art auch schon mal was trockener halten, ohne dass sie direkt eingeht. Allerdings sollte man Ethmostigmus pygomenasoides keinesfalls wie einen Wüstenbewohner halten! Das Substrat sollte sogar leicht feucht sein.

Auch ansonsten ist die Art sehr pflegeleicht, frisst gerne und viel und zeigt sich in der Dämmerung gerne an der Oberfläche. Tagsüber ist sie meist versteckt unter der bereitgestellten Korkrinde. Wenn man diese anhebt, hängt der Skolopender meist kopfüber an der Rinde.

Erwachsene Tiere erreichen eine Größe von ca. 18cm. Allerdings nur die Weibchen. Männliche Tiere werden nur 3 Jahre alt und erreichen in dieser Zeit eine Körperlänge von ca. 10cm. Bis die Weibchen adult sind, und ihre endgültige Größe erreicht haben, vergehen ca. 6 Jahre.

Zur Pflegeanleitung von Ethmostigmus pygomenasoides.

Rhysida longipes #

Rhysida longipes

Rhysida longipes

Rhysida longipes ist eine kleine, kosmopolitische Art, die durch Verschleppung quasi im gesamten (sub-)tropischen Gürtel vorkommt: Von Süd-Florida, USA, Kolumbien über den Orient hin zu Vietnam. Die meisten Wildfänge wurden früher aus Afrika stetig importiert. Auch gibt es immer wieder erfolgreiche Nachzuchten im Hobby. Entsprechend ist die Art relativ gut verfügbar und hat einen vergleichsweise geringen Anschaffungspreis.

Rhysida longipes wird ca. 8cm lang und kann sehr einfach gehalten werden. Mancher Halter berichtet sogar von erfolgreicher kommunaler Haltung oder Haltung zusammen mit anderen Gattungen wie etwa Tausendfüßern. Leider ist dieser Skolopender sehr scheu und nervös. Meist verbringt Rhysida longipes die Zeit tief vergraben im Erdreich und ist maximal in der Nacht aktiv. Bei geringster Störung flüchtet die Art gar panisch.

Zur Pflegeanleitung von Rhysida longipes.

Scolopendra dehaani #

Scolopendra dehaani "Cherry Red"

Scolopendra dehaani "Cherry Red"

Ob Scolopendra dehaani für Anfänger geeignet ist, wird regelmäßig diskutiert. In der eigentlichen Haltung ist die Art relativ einfach und besticht mit ihrer imposanten Körpergröße von deutlich über 20cm. Entsprechend sollte das Terrarium dimensioniert sein.

Die meisten Farbvariationen wie “Yellow Leg”, “Orange Leg” oder “Red Leg” haben ähnliche Haltungsparameter, können gut bei Zimmertemperatur und leicht feuchtem Substrat gehalten werden. Lediglich die “Cherry Red” Variante verträgt keine hohen Temperaturen und darf nicht über 22°C gehalten werden. Doch ist diese Farbmorphe heute eh leider selten verfügbar. Die Farbvarianten “Yellow Leg” oder “Orange Leg” sind hingegen häufig als Wildfang verfügbar und erhältlich um die EUR 40.

Das Temperament von Scolopendra dehaani bietet im Gegensatz zu den Haltungsparametern mehr Grund zur Diskussion: Die Art ist tendenziell eher aggressiv, sehr schnell und kann sogar springen. Als Anfänger sollte man hier durchaus Vorsicht walten lassen und nie mit den Händen im Terrarium arbeiten. Eine Pinzette mit ca. 30cm sorgt hier für den nötigen Sicherheitsabstand. Bei guter Haltung und Ernährung ist die Art jedoch relativ umgänglich und durchaus auch für Einsteiger geeignet.


Zur Pflegeanleitung für Scolopendra dehaani “Cherry Red”

Zur Pflegeanleitung für Scolopendra dehaani “Yellow Leg” und “Orange Leg”

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