Klima

Klima #

Nicht alle Skolopender kommen aus gleichen klimatischen Bedingungen. Auch wenn gewisse Arten aus einer bestimmten Region kommen, und grob in mediterrane, sub-tropische oder tropische Gebiete eingeteilt werden können, sollte man immer die individuelle Herkunft eines Tieres für die entsprechenden Haltungsparameter betrachten.
Ein wichtiger Aspekt für die Bestimmung des benötigten Klimas liefern Klimadiagramme.

Klimadiagramme #

Klimadiagramme bestehen aus zwei Hauptkomponenten: Temperatur- und Niederschlagsgraphen.

Temperaturgraph: Dieser Graph zeigt die monatlichen Durchschnittstemperaturen für einen bestimmten Ort über das Jahr hinweg. Die Temperaturwerte werden entlang einer Kurve oder Linie dargestellt, wobei die Monate auf der horizontalen Achse und die Temperaturen auf der vertikalen Achse angezeigt werden. Die Temperaturkurve zeigt, wie sich die Temperaturen im Laufe des Jahres ändern und hilft bei der Identifizierung von Jahreszeiten und Klimamustern.

Niederschlagsgraph: Der Niederschlagsgraph zeigt die monatlichen Niederschlagsmengen in Millimetern (mm) für denselben Ort. Balken oder Säulen werden über den Monaten platziert, wobei die Höhe des Balkens die Niederschlagsmenge für jeden Monat darstellt. Dieser Graph hilft dabei, die feuchten und trockenen Monate im Jahr zu erkennen und gibt Aufschluss über das Klima, insbesondere in Bezug auf Regen- oder Trockenzeiten.

Zusammen bieten Temperatur- und Niederschlagsgraphen in Klimadiagrammen eine visuelle Darstellung der klimatischen Bedingungen an einem bestimmten Ort, wodurch es möglich wird, die jahreszeitlichen Veränderungen und die Verteilung von Niederschlag im Laufe des Jahres zu verstehen.

In der Regel werden Klimadiagramme so dargestellt, dass Temperatur und Niederschlag in relative Relation gesetzt werden. Ist ein Balken für Niederschlag höher als die Kurve für die Temperatur, so hat man einen humiden (feuchten) Monat, weil mehr Niederschlag vorhanden ist, als über die Temperatur wieder verdunsten kann. Ist der Niederschlag niedriger als die Temperatur, so hat man einen ariden (trockenen) Monat.

Bedeutung in der Haltung von Skolopendern #

Ein Verständnis des jeweiligen Klimas hilft bei der artgerechten Haltung von Hundertfüßern. Es gibt sicherlich genug Arten, die innerhalb einer Klimazone leben, die keinen jahreszeitlichen Wechseln unterliegt und permanent humid oder arid leben. Bei anderen Arten ist es jedoch wichtig, dass man einen Wechsel der Jahreszeite simuliert. Gerade Scolopendra cingulata brauchen die Simulation von Wintermonaten, damit eine Verpaarung überhaupt möglich ist. Doch auch hier sind die klimatischen Bedingungen deutlich zu beachten! Wo eine spanische Art vielleicht einen merklichen Winter durchleben möchte, kann eine zpyrische Art ein konstantes Klima bevorzugen.

Probleme durch ungenaue Herkunftsangaben #

Viele Importeure machen nur recht vage Angaben zur Herkunft der Tiere. Zum einen liegt es schlicht an Unwissen, zum anderen lassen sich viele der lokalen Sammler ungerne in die Karten schauen, wo die Quelle für ihre Tiere ist. Aus diesem Grund gibt es häufig maximal eine Länderangabe zur Herkunft. Das kann mitunter problematisch sein, weil einige subtropische Länder mehr als eine klimatische Zone haben. Zuweilen kann ein Land aride und humide Regionen mit unterschiedlichen Durchschnittstemperaturen besitzen.

In solchen Fällen hilft leider nur Versuch und Fehler (oder englisch: Try and Error) oder die Erfahrungen anderer Halter, um die Parameter für ein Tier korrekt zu ermitteln.

Ein typischer Fehler ist eine zu trockene Haltung von afrikanischen Skolopendern, die durchaus aus sehr ariden Ländern stammen können, dort jedoch in Waldgebieten oder anderen humiden Gegenden ihr Habitat haben.

Probleme durch mangelnde Informationen in Klimadiagrammen #

Aus einem Klimadiagramm erkennen wir humide und aride Monate. Daraus sollte man eigentlich auch einen Rückschluss für die Substratfeuchtigkeit ziehen können: Fällt mehr Regen als Wasser in dem Monat verdunsten kann, so sollte der Bodengrund auch relativ feucht sein.

Doch leider hängt die Bodenfeuchtigkeit noch von anderen Faktoren ab: Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodengrundes, Schutz vor Regen durch Vegetation, etc.

Schlussendlich muss man auch hier wieder auf Erfahrungswerte zurückgreifen, oder den Bodengrund in feuchte und trockene Zonen aufteilen. Anschließend kann man beobachten, wo sich das Tier am liebsten aufhält und die Parameter anpassen. Doch vorsicht: Dauerhaft feuchtes Substrat oder gar Staunässe birgt die Gefahr von Mykose!

Relativierung von Klimainformationen in der Terrarienhaltung #

Klimadiagramme sind ein wichtiger Anhaltspunkt für die Haltung von Skolopendern. Allerdings darf man die gewonnenen Informationen auch nicht zu dogmatisch übersetzen. Man muss auch immer die Lebensweise des Tieres mit in die Rechnung nehmen. Und die meisten Hundertfüßer sind bodenbewohnend und vergraben sich gerne. Diese Arten flüchten meist vor den hohen Temperaturen an der Oberfläche in ein kühleres Erdreich. Durch ihre nachtaktive Lebensweise sind die Tiere dazu in der kühleren Tageszeit in ihrem natürlichen Habitat unterwegs. Entsprechend kann man von den Durchschnittstemperaturen des Herkunftslandes durchaus ein paar Grad abziehen, ohne dass der Pflegling daran Schaden nimmt. Eher im Gegenteil, wie man am Beispiel Scolopendra dehaani “Cherry Red” sieht. Diesen hält man am besten bei 18-22°C, derweil in seinem Herkunftsland Malaysia eigentlich eine Durchschnittstemperatur von 23-31°C herrschen.

Mehr Informationen zur Haltung von Scolopendra dehaani “Cherry Red” in unseren Pflegeanleitungen.